Die Hasso Plattner Stiftung möchte auf eigene Kosten der Universität Potsdam einen neuen Campus bauen. Dadurch hätten Plattners Software-Institute am Griebnitzsee mehr Platz. Doch die Planungen tangieren ein Privatgrundstück.
Zum Beginn des Juni 2025 unterzeichneten drei Partner eine Absichtserklärung über die gemeinsame Entwicklung des Brauhausberges: die Hasso Plattner Stiftung (HPF), das Land Brandenburg und die Universität Potsdam.
Aber einer fehlte dabei – der Eigentümer der alten Landtagsimmobilie. Erst Anfang Mai 2025 gab der Immobilienentwickler KW Development (KWD) des Potsdamer Investors, Jan Kretzschmar, bekannt, das Gelände mit der denkmalgeschützten Ruine erworben und mit Vorplanungen zu dessen Zukunft begonnen zu haben.
KWD kam zu dem Filetstück am südlichen Eingangstor zur Altstadt, weil das Brandenburger Innenministerium kürzlich einen Verkauf aus dem Jahr 2015 rückabwickelte. Damals war ein Wiederkaufrecht des Landes bis Ende 2025 vereinbart, falls der vorgesehene Nutzungsmix aus Arbeiten und Wohnen nicht umgesetzt wird.
Planungen erwähnen keine Eigentumsverhältnisse
Die Freude darüber, dass Hasso Plattner wiederholt als Mäzen in der Landeshauptstadt tätig werden möchte, übergeht die Eigentumsverhältnisse auf dem Gelände. Dass nun KWD die Eigentümerin des bebauten Grundstücks ist, davon ist nun keine Rede mehr. Eine Nachfrage bei KWD ergibt aber: eine Gesellschaft der KWD-Gruppe besitze das Gelände weiterhin, und an dieser Gesellschaft seien weder die Person Hasso Plattner, noch seine Stiftung oder sein Institut HPI beteiligt.
Obwohl es bereits zum Monatsbeginn so klang, als ob jetzt Land und Stiftung losplanen könnten, hörte sich das seitens der KWD am Freitag vor einer Woche noch verhaltener an: „KWD steht den Plänen für die Uni-Nutzung sehr offen gegenüber und wird mit den anderen beteiligten Parteien kurzfristig in Abstimmungen zur Planung und Baurechtschaffung eintreten.“ Damit scheint es so, dass die KWD keinesfalls bereits das Gelände für dieses Projekt erworben hat, um als Entwickler aufzutreten.
Auch eine spätere Verkaufsabsicht an die Stiftung verneint die KWD zum derzeitigen Zeitpunkt. Dennoch ist die KWD nicht als Mitglied in einer „Task Force“ aufgeführt. Diese Arbeitsgruppe wollen die drei Unterzeichner der Absichtserklärung bilden, „um das komplexe Vorhaben hinreichend zwischen allen Akteuren zu koordinieren, Verzögerungen zu vermeiden und einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen“.
Vergangene Woche stellte der Potsdamer Bau-Beigeordnete, Bernd Rubelt (parteilos), den Stadtverordneten im Bauausschuss die Pläne vor. Demnach soll auf dem Brauhausberg ein neuer, vierter Universitätscampus entstehen. Dorthin werden einige universitäre Einrichtungen vom bestehenden Campus Griebnitzsee umziehen.
Plattner Stiftung braucht mehr Platz am Griebnitzsee
Denn am Griebnitzsee braucht es Platz für eine Vergrößerung des dortigen HPI und der Digital Engineering Fakultät. Letztere ist eine gemeinsame Gründung des HPI und der landeseigenen Universität. Dabei ist die Stiftung des schwerreichen SAP-Gründers, Hasso Plattner, über sein Software-Entwicklungsinstitut HPI die private Geldgeberin der Fakultät.
Bernd Rubelt sagte, dass bereits Planungsrecht für das inzwischen durch Brandstiftung verfallene historische Gebäude bestehe. Aber in den Campus werde außerdem ein Flurstück aus Landesbesitz einbezogen, für das noch ein Bauplanverfahren eingeleitet werden muss. Dieses Verfahren liegt bei der Landeshauptstadt. Sie ist aber ebenfalls kein direkter Teil der Task Force. Auch wenn Rubelt einen Aufstellungsbeschluss Bebauungsplan bereits für September 2025 ins Spiel bringt, kann derzeit niemand die Verfahrensdauer wirklich vorhersagen – insbesondere unter Berücksichtigung von Einspruchsfristen und Interessenabwägungen.
Anscheinend wird laut der Absichtserklärung die HPF dem Land die Erweiterungsflächen und Gebäude am Griebnitzsee abkaufen. Den Erlös will das Land in Baumaßnahmen für die beiden weiteren Uni-Standorte Neues Palais und Golm stecken.
Zusätzlich solle die HPF auf eigene Kosten auf dem Brauhausberg und im alten Landtag bis zum Jahr 2035 gleich große universitäre Ausgleichsflächen herrichten. Damit müssen sich also nicht nur Potsdam und das Land planungsrechtlich einig werden, sondern auch die HPF und die KWD über die Eigentums- oder Nutzungsverhältnisse.
Stiftung und KWD erfüllten bisher alle ihre Versprechen
Bisher war die Stiftung verlässlicher Geldgeber etwa für den Bau der Schlossfassade am neuen Landtag, der Sanierung des Palais Barberini und der Gaststätte Minsk zu Museumszwecken. Ebenso hat KWD zuvor alle ihre Vorhaben im angekündigten Zeitrahmen umgesetzt, darunter die Sanierung von Beelitz Heilstätten oder den Bau des Hotel- und Apartment-Komplexes „Hampton by Hilton“ in Potsdam-Babelsberg.
Die Sanierung des Landtags sei nun ebenfalls ein Gewinn für ganz Potsdam, findet Potsdams Pressesprecherin, Christine Homann: „Wir verbinden mit dem Eigentümerwechsel die Entwicklung einer öffentlichen Fläche, die den Missstand des innerstädtischen Leerstands beseitigt.“ Ihrer Ansicht nach ließe eine Universitätsnutzung das öffentliche Betreten des Geländes für die Bevölkerung zu.
Wohnungsbau fällt auf dem Brauhausberg nun weg
Dass nun der 2016 in einem Städtebaulichen Vertrag mit dem Voreigentümer festgelegte Wohnungsbau nicht mehr vorgesehen ist, fällt bei dem Jubel der Beteiligten über die akademischen Möglichkeiten unter den Tisch. „Mit dem noch stärkeren Ausbau des HPI und der gemeinsamen Digital Engineering Fakultät mit der Universität Potsdam wird Brandenburg zukünftig ganz vorn mit dabei sein“, frohlockte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei der Projekt-Vorstellung. Er macht die Leitung der Task Force zu seiner Chefsache. Aber immerhin hat die HPF bereits unterhalb des Brauhausberges neben dem Minsk mit dem Bau von 107 Wohnungen begonnen.