Initiative ergriffen: Doris Kiebacks 70. Geburtstag hinterlässt am Henriettenstift einen bleibenden Eindruck.
Doris Kieback, ehemalige Lehrkraft und selbst Trebbinerin, feierte 2019 ihren 70. Geburtstag auf besondere Weise. Freunde und Bekannte folgten ihrer Einladung zu einem Stadtrundgang, der eine bedeutende Restaurierungsinitiative nach sich zog.
Ein Stadtrundgang mit Folgen
Am Henriettenstift angekommen, konnte einer der Geburtstagsgäste, der Berliner Wolfgang Holtz, seinen Augen kaum trauen. „Wie sieht das aus? Das muss restauriert werden“, äußerte er, der in Steglitz für die Restaurierung und Pflege von Grabmalen bekannt ist. Auch in Trebbin ist er längst kein Unbekannter mehr. So schob er unter anderem die Idee zur Errichtung einer Wilhelm-Hensel-Gedenktafel, die 1994 zum 200. Geburtstag Hensels enthüllt worden war, an.
Corona-Pandemie als Herausforderung
Obwohl die Corona-Pandemie die Pläne zunächst in die Warteschleife versetzte, geriet das Vorhaben nicht in Vergessenheit. Die Tochter von Doris Kieback, die in Berlin lebt und sich mit restauratorischen Gepflogenheiten auskennt, kümmerte sich um die notwendigen Schritte. Der Eigentümer des Henriettenstifts, die Stadt Trebbin, sowie die Untere Denkmalschutzbehörde wurden informiert und alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt.
Erfolgreiche Restaurierung
Ein geeigneter Restaurator war bald gefunden: Bernd M. Helmich, dessen Großeltern aus Trebbin stammen, übernahm den Auftrag. Seit Ende Mai erstrahlt die Ebel-Bronzetafel nun in neuem Glanz. Die Restaurierungskosten beliefen sich auf rund 3.300 Euro, die von Doris Kieback, ihrer Tochter, Wolfgang Holtz, der Stadt Trebbin, der Kirchengemeinde und der TREWO gemeinsam getragen wurden.
Doris Kieback freut sich, dass das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden konnte. Sie hofft, dass dies auch andere dazu inspiriert, sich für die Verschönerung Trebbins einzusetzen.
Historischer Hintergrund des Henriettenstifts
Der Kaufmann Karl Friedrich Ebel, der in Trebbin jahrelang als Sparkassenreceptor und Kaufmann lebte, hatte der Stadtgemeinde Trebbin in seinem Testament vom 16. und 17. Januar 1879 ein Kapital von 36.000 Mark vermacht.
Außerdem wurde in dem Testament bestimmt, dass die Zinsen von 10.530 Mark angesammelt und diesem Kapital zugeschlagen werden sollten, so lange bis die Mittel vorhanden seien zur Errichtung einer Kleinkinder-Bewahranstalt in der Stadt, die zur Erinnerung an die Schwester des Erblassers den Namen „Henriettenstift“ tragen sollte.
Die Verwaltung dieser ganzen Ebelstiftung einschließlich des inzwischen erbauten Henriettenstiftes oblag einem besonderen Kuratorium, das aus dem jeweiligen Bürgermeister als Vorsitzenden, zweitens dem Stadtverordneten-Vorsteher, drittens dem ersten evangelischen Geistlichen und viertens dem Rektor der Stadtschule bestand.
Wiederholte Versuche, die letzterwähnte Absicht des Stifters Ebel zu verwirklichen und das Henriettenstift ins Leben zu rufen, blieben erfolglos, da die Mittel nicht ausreichend waren. Schließlich erklärte sich die Nichte des Kaufmanns Ebel, nämlich Frau Ökonomierat Rohde in Wittenberg bereit, 10.000 Mark bar zur Verfügung zu stellen.
Außerdem wurde zwischen dem Kuratorium und der Kirchengemeinde eine Vereinbarung getroffen, und es wurde mit Zustimmung der Frau Ökonomierat Rohde der ursprüngliche Plan des Stifters dahin erweitert, dass mit der Kleinkinderbewahranstalt noch eine Wohnung für eine Gemeindeschwester und ein Versammlungsraum für kirchliche Zwecke verbunden waren.
Über dem Eingang des Henriettenstiftes zeigt eine Bronzetafel das Reliefporträt und die Inschrift: „Dem Begründer der Ebel-Stiftung und des Henriettenstiftes, Kaufmann Carl Friedrich Gustav Ebel, in Dankbarkeit, zum ehrenden Gedenken.“ Die Tafel wurde 1913 über dem Eingang angebracht.
Tage später, nach der Einweihung, wurde dann das Henriettenstift seinem eigentlichen Zwecke als Kleinkinderbewahranstalt gerecht. Ab 7 Uhr in der Frühe wurden die Kinder aufgenommen. Eine Kinderschwester führte die Oberaufsicht.
Wiederbelebung der Ebelstiftung
Pfarrer Fiedler aus Trebbin rief die Ebelstiftung 1989 wieder ins Leben, denn nach 1945 meinten staatliche Organe, dass das Vermögen während der Inflationszeit untergegangen und somit die Stiftung erloschen sei. Derzeit ruht die Ebelstiftung. Die Restaurierung der Bronzetafel am Henriettenstift ist nun ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte der bedeutenden Trebbiner Einrichtung.