Der ehemalige CDU-Generalsekretär Peter Tauber soll als Vorsitzender eines Freundeskreises die Kultur- und Bildungsarbeit der Stiftung mitgestalten. Dabei engagiert sich dort schon lange ein anderer Verein.
Ein neuer Unterstützerverein „Freundeskreis der Garnisonkirche Potsdam“ gründete sich Mitte Mai 2025. Er habe die Aufgabe, die inhaltliche und programmatische Arbeit an der Garnisonkirche zu unterstützen, informiert die Stiftung Garnisonkirche. „Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere die Demokratiebildung sowie der Friedensdiskurs vor dem Hintergrund der besonderen historischen Bedeutung des Ortes“, heißt es in der Mitteilung. Unterstützt werden sollen Bildungsangebote, wie Podiumsdiskussionen oder Vorträge, sowie kulturelle Veranstaltungen, wie Konzerte oder Lesungen.
Freundeskreis will Richtung des Diskurses bestimmen
Die Ausrichtung dieser Arbeit umreißt der Vorsitzende Peter Tauber, früherer CDU-Generalsekretär und Ex-Staatssekretär im Verteidigungsministerium unter Annegret Kramp-Karrenbauer und Reserveoffizier: „Am Ort der Garnisonkirche mit ihrer geschichtlichen Verflechtung von Glauben, Macht und Militär stellen sich heute entscheidenden Gegenwartsfragen. Diese Fragen müssen aus der Mitte der Gesellschaft kommen und beantwortet werden und nicht vom Rand.“ Peter Tauber stimmte in der Vergangenheit jedoch keine Friedenstöne an oder gab diplomatische Anregungen zur Gewaltbegrenzung, sondern er vertraut in öffentlichen Statements auf die Kraft der Waffen und zog sogar sachlich zweifelhafte Vergleiche zu Krieg und Sport, um eine Aufrüsten in der heutigen Situation zu rechtfertigen. Dass ausgerechnet eine Person mit dieser Meinung den Vorsitz für die Vereinsarbeit an einem durch Krieg und Militarismus vorbelasteten Ort übernimmt - und nicht nur eine sicherlich legitime Stimme unter vielen bleibt - zeigt eine Veränderung in der Arbeit der Stiftung, die einst in den Sockel des Bauwerks den Bibelspruch „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ (Lukas 1,79) eingravieren ließ.
Zu den Gründungsmitgliedern gehören weitere Persönlichkeiten aus Politik und Kirche wie die ehemalige Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Martina Weyrauch, der SPD-Landtagsabgeordnete Johannes Funke, die Theologin Ellen Ueberschär, der Neuköllner Superintendent Christian Nottmeier sowie Garnisonkirchen-Pfarrer und Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche, Jan Kingreen.
Die 2004 gegründete Fördergesellschaft arbeitet weiter
Eine Konkurrenz zur Arbeit der bereits bestehenden „Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam“ (FWG) sieht deren Vorsitzende Maike Dencker nicht: „Wir freuen uns über jeden, der sich für den Standort engagiert.“ Ihrer Meinung nach würde sich die Arbeit des neuen Förderkreises kaum mit der Tätigkeit der FWG überschneiden, die sich um die Finanzierung des Turm-Aufbaus kümmert und für die Wiedererrichtung des noch fehlenden Kirchenschiffs engagiert.
6.100 von angepeilten 14.000 Spenden-Ziegeln ab je 100 Euro verkaufte der FWG, sammelte 320.000 Euro für die kommende Turmhaube und kümmert sich um ein neues Glockenspiel. Andererseits hat der 2004 gegründete Verein auch immer inhaltlich für den Wiederaufbau gekämpft. Damit die historische Ausstellung im Turm im Jahr 2024 überhaupt fertiggestellt werden konnte und beaufsichtigt werden kann, spendete der Verein 60.000 Euro. Doch vor der Eröffnung wurde Vereinsmitgliedern kein Blick in die Ausstellung gewährt und die Mitarbeit verwehrt, hieß es damals von Betroffenen. Dennoch bestand auch am 1. Juni 2025 weiterhin reges Besucherinteresse am FWG-Stand auf dem Fest der Kulturerben auf dem Potsdamer Alten Markt. An diesem Tag wurden erneut zahlreiche Spendenziegel für die Finanzierung des Turms und einer späteren Vollendung des Kirchenschiffs geformt.
Kürzlich musste dieser Verein seine öffentlichen monatlichen Veranstaltungen in den Plögerschen Gasthof verlegen, da die Stiftung dem FWG den Turmraum nicht mehr zur Verfügung stelle. „Das möchte die Garnisonkirche gerade nicht, obwohl die Stiftung aktuell die Vermietung bewirbt“, sagt Maike Dencker, ohne sich weiter zu einem etwaigen Konflikt äußern zu wollen.
INFO Am Donnerstag, 5. Juni, um 18 Uhr, im Plögerschen Gasthof an der Anna-Zielenziger-Straße 7 veranstaltet die FWG ihren monatlichen Vortrag mit Diskussion über „Die Rettung der altägyptischen Tempel von Abu Simbel“.
Weitere Informationen zu Spendenmöglichkeiten und zur Mitarbeit in der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam finden Interessierte auf der Website www.garnisonkirche-potsdam.eu
Informationen zum Besuch der Garnisonkirche, zur Ausstellung und zum Programm finden Interessierte auf der Website www.garnisonkirche-potsdam.de
Der Der Freundeskreis Garnisonkirche Potsdam ist erreichbar per E-Mail kommunikation@garnisonkirche-potsdam.de