Verborgene Geschichte kommt ans Licht. Die Freilegung wirft Licht auf alte Bestattungsriten.
Oliver Hobitz ist seit mehreren Jahrzehnten als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger im Landkreis Teltow-Fläming unterwegs. Im Februar entdeckte er nördlich von Dahme nahe dem sogenannten Moosebruch eine Sichel aus Bronze. Das Werkzeug ist 11,5 Zentimeter lang, etwa 2,7 Zentimeter breit und wiegt 48 Gramm. Die Spitze ist abgebrochen, die ursprüngliche Länge wird etwa 13 Zentimeter betragen haben. Die Bronzesichel von Dahme/Mark besitzt einen dreieckigen Querschnitt, ist leicht gebogen und besitzt an der Basis einen knopfförmigen Fortsatz. Damit ließ sich die Bronzesichel am Holzgriff befestigen, sodass ein besserer Halt zwischen Gerät und dem Griff gegeben war.
Bronze ist eine Legierung aus Kupfer und Zinn, wobei der Kupferanteil bei 90 bis 92 Prozent und der Zinnanteil bei 8 bis 10 Prozent liegt. Die Bronzesichel ist etwa 3500 bis 3000 Jahre alt und wurde zum Ernten von Getreide und essbaren Pflanzen genutzt. Wahrscheinlich gelangte das Werkzeug durch Handel in die Gegend um Dahme/Mark, denn die Rohstoffe Kupfer und Zinn waren nur in Gebirgsregionen verfügbar.
Die Fundstelle nördlich von Dahme hatte Jahre zuvor ein Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde im Zuge der Auswertung von Luftbildern entdeckt. In speziellen Infrarotluftbildern waren kreisförmige Gräben mit einem Durchmesser von 12 bis 16 Meter sichtbar. Die Kreisgräben deuten darauf hin, dass sich an der Fundstelle ehemals ein Hügelgräberfeld befand. In der mittleren Bronzezeit bestattete man die Verstorbenen in flachen Gruben und errichtete über dem Grab einen markanten Hügel. Durch die Entnahme von Erde entstand rings um den Hügel ein kreisförmiger Graben, der sich im Lauf der Zeit durch Erosion mit humosen Erdschichten verfüllte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Bronzesichel einem Verstorbenen als Grabbeigabe mit in seine letzte Ruhestätte gegeben wurde. Lagen die Hügel in landwirtschaftlich genutztem Gelände, wurden sie meist abgetragen, um die Feldbestellung zu erleichtern. Gut erhaltene bronzezeitliche Hügelgräber kann man in unserem Landkreis heute bei Horstfelde und Wergzahna besichtigen. Noch eindrucksvoller ist das Gräberfeld im „Schweinert“ etwa 7 Kilometer südöstlich von Herzberg im Landkreis Elbe-Elster. Dort gibt es einen Lehrpfad mit Schautafeln.
Die Bronzesichel von Dahme/Mark ist ein eindrucksvolles Zeugnis der bronzezeitlichen Handwerkskunst. Vergleichbare Funde stammen aus Lünow, Päwesin und Roskow (Landkreis Potsdam-Mittelmark), Mittenwalde (Landkreis Dahme-Spreewald) und Lichterfelde (Landkreis Barnim) sowie einem Grabhügel von Meyenburg (Landkreis Prignitz). Der neue Fund bereichert die Regionalgeschichte und wird nun im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum wissenschaftlich untersucht.