Die Blütenstadt an der Havel verteidigt erneut ihren Titel als Staatlich anerkannter Erholungsort. Im Interview spricht Bürgermeisterin Manuela Saß darüber, wie Tourismus ebenfalls zu einer lebenswerten Umgebung für die Werderaner beiträgt.
Kürzlich erhielt Werder erneut das Prädikat als „Staatlich anerkannter Erholungsort“. Wie wichtig ist dieser Titel für Sie und die Stadtgesellschaft?
Manuela Saß:Ältere Werderaner erinnern sich, wie im Jahr 2002 der damalige Bürgermeister, Werner Große, in der gerade erworbenen Bismarckhöhe vom Wirtschaftsminister Junghanns die Ernennungsurkunde erhalten hat. Zum zweiten Mal musste der Titel jetzt verteidigt werden. Für eine Stadt, die bei den Übernachtungszahlen zur Spitzengruppe in Brandenburg gehört, ist der Titel natürlich ein Aushängeschild. Der Anspruch dahinter ist aber nicht nur gut für unsere Gäste. Mit jeder touristischen Investition wird Werder (Havel) noch ein bisschen schöner und lebenswerter für alle Werderanerinnen und Werderaner.
Die Stadt Werder hat mehrere Quellen des Wohlstands: traditionellen Obstbau, Obstverarbeitung und auch große Logistikdienstleister. An welcher Stelle rangiert da wirtschaftlich – auch als Arbeitgeber für die Werderschen – das Gastgewerbe? Spielt da solch ein renommiertes Haus wie die mit Michelin-Sternen ausgezeichnete „Alte Überfahrt“ eine Rolle?
Unternehmen wie das Precise Resort Schwielowsee, die Havel-Therme, das Gestüt Bonhomme oder der Campingplatz Riegelspitze sind wichtige Arbeitgeber der Stadt. Wenn wir die Alte Überfahrt nennen, dann müssen wir natürlich auch Fritz Am Markt mit der Gault-&-Millau-Kochhaube erwähnen. Am Ende macht es bis hin zur Würstchenbude die Vielfalt. Alle touristischen Unternehmen tragen damit zur Wirtschaftskraft bei.
Mir fällt da auch die Haveltherme ein, die sich jetzt ein Saunaschiff bauen ließ. Diese Millionen-Investition wird zwar erst einmal die Steuerlast drücken und damit auch die Einnahme für die Stadt mindern. Aber heißt das perspektivisch, dass der stetige Ausbau der Haveltherme ein Erfolgsmodell ist?
Die Havel-Therme ist ein touristisches Leuchtturmprojekt für Werder. Und ich bin sehr froh, dass wir mit der Havel-Therme GmbH einen Partner haben, der die Therme professionell, motiviert und erfolgreich führt. Unser Betreibervertrag sieht neben der Instandhaltung auch eine Attraktivierung der Havel-Therme vor.
Für einen erfolgreichen Betrieb muss man sich immer mal etwas Neues einfallen lassen. Sicher wird künftig keine neue Insel in der Havel aufgeschüttet werden, aber unser Betreiber hat da noch einige Ideen in petto.
Fließen touristische Abgaben direkt in das Stadtsäckel?
Wie alle Staatlich anerkannten Erholungsorte Brandenburgs erhebt die Stadt einen Kurbeitrag. 2024 haben wir daraus etwa 300.000 Euro eingenommen. Das Geld fließt in Projekte wie Zuschüsse für Veranstaltungen, Pflege von touristischen Wegen oder die Umsetzung unserer Erholungsortsentwicklungskonzeption. Im Dezember haben die Stadtverordneten deshalb beschlossen, die Kurtaxe auf den Landesdurchschnitt von zwei Euro pro Nacht anzupassen.
Sie sprachen das Erholungsentwicklungskonzept an. Welche weiteren Ziele werden 2025 in Angriff genommen?
Zunächst einmal hat der Landesfachbeirat im Zuge der Titelvergabe festgestellt, dass seit der letzten Prädikatisierung vor zehn Jahren eine deutlich erkennbare Weiterentwicklung unseres touristischen Profils zu verzeichnen ist. Das neue Prädikat ist auch frei von Auflagen, uns wurden also keine neuen Aufgaben ins Pflichtenheft geschrieben. Wunschlos glücklich, nennt man das. Nichtsdestotrotz haben wir den Anspruch, besser zu werden. So gibt es beispielsweise einige Ansätze, Gäste verstärkt im Frühling und Herbst nach Werder zu locken.
Profitieren Handwerk und Industrie ebenfalls durch den Imagegewinn, den eine touristisch attraktive Stadt mit besonderem Erholungswert hat?
Traditionell gibt es in Werder eine Stimmung, die Sachen selbst in die Hand zu nehmen. Zu den zahlreichen touristischen Angeboten kommen die Freizeitangebote unserer vielen Vereine und Träger, das schöne Stadtbild, die bevorzugte Lage, der Unternehmergeist und eine ordentliche Prise Lokalpatriotismus hinzu. Viele unserer Firmen wirken an all diesen Themen aktiv mit und profitieren natürlich auch vom klingenden Stadtnamen.
Interview: Matthias Busse