Landwirte aus dem Landkreis Teltow-Fläming demonstrierten am Montag vor der Staatskanzlei
Nach dem Auftakt des Bauernprotestes am Montag in Potsdam und den Kreisstädten werde man auf jeden Fall weitermachen, sagt Jochen Wenzel. Der Geschäftsführer der Oehnaland Agrargesellschaft in Niedergörsdorf bei Jüterbog fügt jedoch hinzu: „In welcher Form, das sollten wir uns überlegen.“ Zumindest hat der Deutsche Bauernverband auch für den kommenden Montag, 15. Januar, zu einer Protestfahrt nach Berlin aufgerufen.
In der Landeshauptstadt lief die Trecker-Demo reibungslos. Traktoren wurden von vorbeifahrenden PKW mit solidarischem Hupen begrüßt, vereinzelt winkten Fußgänger an der Breiten Straße dem Konvoi zu. Die Polizei kooperierte und unterbrach den Zug Richtung Staatskanzlei zeitweise für den übrigen Verkehr. „Trotzdem so viele mitgemacht haben, ging alles positiv ohne Zwischenfälle über die Bühne“, lobt Wenzel das besonnene Verhalten der Landwirte. Denn diese waren durchaus aufgebracht und hatten auch Handwerker und Spediteure mobilisiert, die sich mit ihren Firmenwagen dazwischen mischten. In Gesprächen zeigte sich oft Unverständnis über die Politik, die Selbständige und Unternehmen belastet. Dagegen wiesen Handwerker und Bauern mit Bannern an ihren Fahrzeugen darauf hin, wer für die Bevölkerung baut und sie mit Nahrung versorgt. Tino Ryll vom Familienbetrieb „Fläminger Genussland“ aus Reinsdorf freut sich, dass allein aus seinem Landkreis insgesamt 300 Fahrzeuge losfuhren, ein Großteil davon weiter nach Berlin, sagt der 42-Jährige.
Der Agraringenieur verzichtet auf dem 500 Hektar großen Familienbetrieb bereits durch moderne Anbaumethoden auf das Herbizid Glyphosat und jegliche Fungizide. „Durch Untersaat funktioniert das“, sagt er über die Kreuzblütengewächse, die er zwischen seine Ölsaaten einbringt. Die ergeben nicht nur Futter für seine Tiere, sondern binden auch Luftstickstoff im Boden, was weitestgehend künstliche Düngung erspart. Seine aufwendig hergestellten Erzeugnisse verkauft er im eigenen Hofladen oder im Internet, wodurch er die Preise niedrig halten kann. Die Marke „Fläminger Genussland“ ist aber auch bei Handelsketten und anderen Hofläden gelistet.
Auch sein 70-jähriger Vater, Norbert Ryll, entspricht nicht dem Klischee vom faulen Bauern, der prächtig von Subventionen lebt. Von Zwölf-Stunden-Tagen ohne Wochenende im Sommer ist da die Rede, vom Mitziehen aller, damit man über die Runden kommt. Das kennt Norman Langenbrink bei Oehnaland ähnlich. Durch den Wegfall des vergünstigten Agrardiesels rechnet der Leiter der Kartoffelproduktion mit 100.000 Euro jährlichem Verlust für das Unternehmen, das 4000 Hektar bewirtschaftet. „Ziel der Demo ist, dass die Steuervergünstigung erhalten bleibt“, betont er. Aber auch an anderer Stelle drückt ihm der Schuh: Die neuen Haltungsbedingungen für Muttersauen haben dazu geführt, dass man nun die Ferkel aus Dänemark einkauft, anstatt sie selbst heranzuziehen. Für größere Ställe wäre eine Baugenehmigung kaum zu bekommen, meint er. Sein Chef, Jochen Wenzel, fügt hinzu: „Für mich ist das Schlimme, dass mir die Sicherheit für Investitionen fehlt.“
Das sieht auch Landrätin Kornelia Wehlan so: "Die Landwirte im Landkreis verdienen für ihre wichtige Arbeit höchsten Respekt." Sie erwarte vom Bund Gespräche auf Augenhöhe mit den Landwirten.