Der neue Naturerlebnis-Geschäftsführer, Nico Franzen, spricht über die Zukunft der Bildungsstätte vor dem Hintergrund der ungewissen Haushaltslage der Landeshauptstadt.
Nico Franzen leitet seit Dezember 2024 die Biosphäre und den Volkspark, die zusammen die Pro-Potsdam-Tochtergesellschaft Naturerlebnis bilden. Der 35-Jährige wuchs in Zehdenick auf, studierte Wirtschaftspsychologie und lebt seit 2019 in Potsdam, wo er seit 2022 für die Biosphäre arbeitet, zuletzt als Betriebsleiter. Blickpunkt sprach mit ihm über die Zukunft der Biosphäre vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage in Potsdam. Das Interview führte Blickpunkt-Redakteur Matthias Busse bereits vor Redaktionsschluss am Mittwoch, dem 22. Januar 2025, vor der Bekanntgabe des Haushaltsentwurfs in der Stadtverordnetenversammlung.
Herr Franzen, wissen Sie, in welcher Höhe die Biosphäre im Haushaltsentwurf der Stadt Potsdam berücksichtigt ist?
Nico Franzen: Ich weiß nur, dass die Biosphäre als Einsparpotential genannt ist. Ich habe keine konkreten Zahlen. Also rechne ich in unserem Wirtschaftsplan mit knapp 1,8 Millionen Euro an Zuschüssen, wie im letzten Jahr.
Gibt es weitere Förderungen vom Land oder Bund?
Nein, aber wir sind in der Prüfung, ob sich das Land beteiligen könnte. Denn es ist in anderen Bundesländern durchaus üblich, dass Bildungseinrichtungen mit Freizeit- und Tierparkcharakter eine Landesförderung erhalten. Grundsätzlich läuft der Kontakt über die Stadtverordneten. Die können prüfen, wie man die Stadt entlasten kann. Ich werde auf der Grünen Woche versuchen, mit den anwesenden Landespolitikern in Kontakt zu kommen.
Könnten Sie für die Biosphäre private Geldgeber gewinnen?
Ein Gründerzentrum berät uns bei der Gründung eines Fördervereins, sodass uns auch private Sponsoren Geld zukommen lassen können oder Förderanträge stellen können, was wir als GmbH nicht dürfen.
Es könnten Teile Ihrer Bildungsarbeit unterstützt werden.
Es besteht durchaus Interesse von lokalen Unternehmen, uns ein Terrarium oder Ausstellungsobjekte zu bezahlen. So kurzfristig ist aber noch nichts unterschriftsreif. Uns ist es jetzt wichtig, die Bildung als unsere Kernkompetenz in den Mittelpunkt zu rücken, nachdem seit 2023 der Fokus auf Events und Gastronomie lag.
Ihr Vorgänger kündigte Anfang 2024 an, dass Potsdam für die energiesparende Sanierung der Tropenhalle Mittel der Europäischen Union beantragen will. Was hat sich da getan?
Die Anträge wurden noch nicht gestellt. Auch da prüfen wir, ob wir diese Mittel in Anspruch nehmen können. Wir begegnen dennoch jetzt schon den steigenden Energiekosten, indem wir seit 2024 die einzelnen Terrarien separat mit Heizungen und Lampen ausstatten. Dadurch können wir die Hallenbeleuchtung herunterfahren und abends die Hallentemperatur absenken, ohne dass Tiere und Pflanzen Schaden nehmen. Dadurch sparen wir enorm, da jedes Grad uns richtig viel Geld kostet.
Überlegen Sie, die Öffnungszeiten zu kürzen?
Wir haben seit Montag an den Wochentagen um eine Stunde von neun bis 17 Uhr reduziert, sonnabends und sonntags um 1,5 Stunden von 10 bis 17.30 Uhr.
Wo können Sie noch sparen?
Wir haben im letzten Jahr die Tagesgastronomie deutlich verkleinert. Der Eventbereich ist dagegen sehr stark, da brauchen wir durchaus Servicekräfte. Wir haben also bei gleichbleibender Qualität den Personaleinsatz optimiert. Wir hatten früher etwa 30 Gastronomie-Mitarbeiter, jetzt haben wir neun Mitarbeiter. Die starken Zeiten in der Gastronomie und bei Events gleichen wir mit Leiharbeitskräften aus, die durch unser gut ausgebildetes Personal angeleitet werden.
Wird es weiter Veranstaltungen in der Orangerie geben?
Wir konsolidieren uns jetzt erst einmal und schauen, welche Bereiche wir später ausweiten können. So etwas wie die After-Work-Party wurde sehr gut angenommen.
Werfen Sie der Stadtverwaltung oder Ihrem Vorgänger Versäumnisse wegen der fehlenden Anträge vor?
Woran das liegt, ist Spekulation. Wichtiger ist, nach vorn zu schauen, wie wir die Energiekosten in den Griff bekommen und die richtigen Mittel herbekommen, und was noch in diesem Jahr möglich ist.
Standen Sie als Prokurist da nicht bereits 2024 im Thema?
Damit war ich tatsächlich nicht befasst. Meine Aufgaben lagen hauptsächlich darin, die operativen Bereiche und Projekte zu steuern. Ich bin jetzt in den vier Wochen meiner Arbeit stark dabei, das alles aufzuarbeiten.
Wie können Sie die Einnahmeseite zügig erhöhen?
Die neue Markthalle wurde von Besuchern sehr gut angenommen. Weit weniger bekannt ist bei den Potsdamern, dass auch sie dort einkaufen können, ohne Eintritt zu bezahlen. Inzwischen haben wir eigene Produkte wie Pullover oder Kuscheltiere mit unserem Namen drauf. Am 1. Februar stellen wir ein Buch mit Geschichten von unserem Maskottchen, Josch der Frosch, bei Thalia vor. Auch unsere Gastronomie, die ohne Eintritt besucht werden kann, wollen wir in Potsdam bekannter machen. Damit die Einwohner uns besser kennenlernen, bieten wir ihnen bis zum 31. März das ermäßigte Potsdam-Ticket an.
Auf openpetition.de werden bereits Unterschriften zum Erhalt der Biosphäre gesammelt. Wie ist da der aktuelle Stand?
Das ist erst ganz neu online. An unserem Stand auf der Grünen Woche lagen ebenfalls Unterschriftenlisten aus. Es gab reges Interesse, denn uns besuchen auch viele Berliner. Aber die Aktion ist nicht von uns, sondern privat von einer unserer Mitarbeiterinnen initiiert worden.