Durch seinen Bildband über die Druschba-Trasse wurde sein Name in der DDR bekannt. Seine Foto-Reportagen aus dem Vietnamkrieg machten ihn unsterblich. Am 23. Januar 2025 erlag Thomas Bildhardt im Alter von 87 Jahren einer Krankheit.
Die weltweit führende Galerie für Fotokunst “Camera Work” aus Berlin gibt bekannt, dass der von ihr vertretene Fotograf Thomas Billhardt am 23. Januar 2025 im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Der seit 50 Jahren in Kleinmachnow lebende gebürtige Chemnitzer, legte noch im November 2024 seinen Bildband “Augenblicke - DDR Fotografien 1956 - 90” (Mitteldeutscher Verlag, 240 Seiten, 40 Euro) vor, den er als sein “Vermächtnis” bezeichnete.
DDR-weit wurde er 1978 durch den Bildband „Die Druschba Trasse“ bekannt. Dass der Name des Fotografen groß auf dem Buchtitel prangte, war damals für Fotobücher in der DDR ungewöhnlich. Obwohl er mehrfach in die Sowjetunion zu der Ostblock-Gemeinschaftsbaustelle der Erdöl- und Gasleitung reiste, um im Auftrag der staatlichen DDR-Jugendorganisation FDJ Fotos für Reportagen und das Buchprojekt zu machen, hob sich seine Bildsprache von sonst heroisierenden offiziellen Aufnahmen anderer ostdeutscher Bildjournalisten ab.
Das machte seinen Stil in der DDR bekannt - ungestellt wirkende Augenblickszenen, die das Portrait in den Mittelpunkt stellen. Noch vor einem Jahr sprach er im DDR Museum in Berlin über die Umstände der Entstehung dieses Buches, in dem er die menschliche Seite der Arbeit auf der “Trasse der Freundschaft” zeigen wollte.
US-Geheimdienst wollte Billhardt als Vietnamkriegsfotograf ausschalten
Als am 24. Januar 2024 der Tod des renommierten Fotografen bekannt wurde, verbreitete sich die Nachricht bis nach Vietnam. Die Nachrichtenagentur Vietnams TTXVN nennt ihn in ihrem Nachruf “einen der außergewöhnlichsten Fotografen der Deutschen Demokratischen Republik". Denn große internationale Aufmerksamkeit über den Ostblock hinaus erlangt er zuerst mit seinen Fotos vom Vietnamkrieg bis zu dessen endgültigen Ende 1975. Vietnam bereiste Billhardt seit 1967 mehrmals und zeigte schonungslos das Grauen und die Folgen des Krieges für die Menschen in dem südostasiatischen Land.
Seine von ihm im Bild festgehaltene Szene, in der eine zierliche Vietcong-Soldatin einen großgewachsenen US-Militärpiloten abführte, wurde zu einem unzählige Male veröffentlichten Symbol für den Widerstand des gerade vom Kolonialismus befreiten Landes gegen die Invasion der USA. Wegen seiner Bilder, die auch Gräueltaten an der Zivilbevölkerung dokumentierten, wollte ihn der US-Geheimdienst in Kleinmachnow ausschalten, schreibt er in seinen Lebenserinnerungen “Meine Abendteuer mit der Kamera” (Nora Verlag 2023, 302 Seiten, 19,90 Euro).
Auch den Wiederaufbau der Städte begleitete er dort mit der Kamera und fuhr bis noch vor einigen Jahren immer wieder dorthin, um bei Leserreisen der linken Tageszeitung Neues Deutschland (ND) interessierten Deutschen hautnahe und informative Begegnungen mit Land und Leuten zu ermöglichen. Auch in Vietnam wurde er mit mehreren Ausstellungen gefeiert, zuletzt 2023 in Ho Chi Minh Stadt und mit einer Dokumentation im Fernsehen. Eine Leserreise 2024 konnte er 2024 aus gesundheitlichen Gründen schon nicht mehr begleiten.
Die internationalen Kinderrechte lagen ihm am Herzen
Er bereiste fast 50 Länder als freiberuflich arbeitender Fotograf und arbeitete seit 2002 für Unicef, um sich für bessere Lebensbedingungen für Kinder in armen Ländern einzusetzen. Bereits zuvor hatte er 1988 eine Ausstellung "Unicef - Rechte der Kinder” im Unicef Hauptquartier in New York gezeigt, die danach auch in Bonn und anderen westdeutschen Städten sowie unter anderem in Potsdam zu sehen gewesen ist. Geld verdiente er damit kaum, es ging für seine Reisen und Fotomaterialien drauf.
Sein fotografisches Werk bis 1990 vermachte er der Galerie Camera Work, um seinen Lebensabend zu finanzieren. Zusammen mit seiner Frau, Anita Billhardt, lebte er zuletzt in einer kleinen Mietwohnung in Kleinmachnow. Der gemeinsame Sohn, Steffen Billhardt, ist ebenfalls als Fotograf international tätig und setzt die Familientradition fort, die auf Thomas Billhardts Mutter, einer bekannten Chemnitzer Fotografin, zurückgeht. Die gemeinsame Tochter Kati erlag bereits 2016 einer Krankheit.
INFO Bis zum Sonnabend, dem 1. Februar 2025, zeigt die Galerie Camera Work eine Ausstellung ausgewählter Bilder aus dem neu erschienen Buch “Augenblicke - DDR Fotografien 1956 - 90”. Die Galerie an der Kantstraße 149 in Berlin hat Dienstag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Für persönliche Beileidsbekundungen liegt dort ein Kondolenzbuch aus.