Der Vermieter lehnt den vorgeschlagenen Arzt als Nachmieter ab und fordert die Praxisinhaberin auf, ihre Räume am 2. Dezember 2024 leer zu übergeben.
Verzweiflung herrscht unter den Patienten von Martina Herrmann in Potsdam-Waldstadt II, als die Hausärztin Mitte November 2024 das endgültige Aus ihrer Praxis verkündet. Ein seit 20 Jahren treuer Patient fasst die Erfahrung vieler zusammen, die keinen anderen Arzt finden: „Alle sagen nur, wir können nicht alle nehmen.“ Auch Herrmann weiß das, denn sie konnte bisher nur wenige ihrer 3.000 Patientenakten an Berufskollegen weitergeben.
Dabei hatte die promovierte Medizinerin kürzlich ihrem Vermieter, der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam (WG), einen privatärztlich praktizierende Mediziner gestellt, dem sie ihre gesamte Ausstattung sogar schenken wollte. Die WG lehnte ohne konkrete Gründen ab und forderte Herrmann am 11. November 2024 zur Praxis-Räumung bis 2. Dezember 2024 auf. Das überraschte die 67-jährige Ärztin. Sie hatte zwar pro forma ihren Mietvertrag gekündigt, aber mit der WG eine Nachmietersuche vereinbart. Seitdem inseriert die WG auf ihrer Homepage die Räume samt Herrmanns Einrichtung.
Auf Nachfrage heißt es nun von der WG, dass dort weiterhin Kassenpatienten Zugang haben sollen und man daher einen Betreiber suche, der mit Kassen-Zulassung arbeite. Warum dann allerdings Martina Herrmann dennoch von der WG aufgefordert wird, kurzfristig die Praxiseinrichtung auszuräumen, obwohl die WG angeblich am Weiterbestehen der ärztlichen Versorgung in ihrem Wohnviertel interessiert ist, lässt die WG offen.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) gibt den Versorgungsgrad mit konstant 110 Prozent an. „Wir sehen die hausärztliche Versorgung für den gesamten Mittelbereich Potsdam bedarfsgerecht gesichert“, sagt KV-Sprecher Christian Wehry und verweist Hilfesuchende an den bundesweiten Ruf 116117 oder an www.kvbb-arztsuche.de. Dort werden auch Praxen empfohlen, die aber offen informieren, dass sie „nicht mehr alle Patienten übernehmen“.