Ein flott geschriebener aktueller Potsdam-Stadtführer erschien in der Reihe "111 Orte" im Emons Verlag. Blickpunkt verlost ein Exemplar unter seinen Online-Lesern.
Wer sich auf die Reise zum Mittelpunkt Brandenburgs begibt, landet unweigerlich in der Landeshauptstadt im Norden des Fahrländer Sees. Dort markiert eine schwarz-silber gestreifte Stele die vom Landesvermessungsamt bestimmte Stelle. Wie sie berechnet wurde, erfahren Interessierte in einem brandneuen Buch: „111 Orte in Potsdam, die man gesehen haben muss“ versammelt Wissenswertes, das möglicherweise eingefleischte Potsdamer schon einmal gehört haben.
Potsdam wird mit leichter Hand beschrieben
Aber so feuilletonistisch leicht wie von Kristina Offermann aufgeschrieben, liest sich das mit Freude. Die 50-jährige Berlinerin habe sich sofort in Potsdam verliebt, schreibt sie. Damit ist sie nicht allein. Denn wer ins Grüne fahren und dabei Schlösser gucken will, der kommt unweigerlich nach Potsdam. Dass die Autorin jedoch keinen Schlösserführer verfasst hat, aber dennoch teils von Schlössern erzählt, liegt daran, dass sie geschickt Gegenwart und Vergangenheit miteinander kombiniert.
Da die Schriftstellerin dabei weder chronologisch noch räumlich ordnet, wie andere Führer der Reihe „111 Orte“ aus dem Emons Verlag, folgt dem Besuch der Eisfrau in der Laden-Werkstatt in Babelsberg die mehr als 200 Jahre zurückliegende Eisnutzung bei Friedrich Wilhelm II. im Eiskeller unter der Pyramide im Neuen Garten.
Oder sie findet Details in den königlichen Parks, wie die Säule im Marlygarten von Sanssouci. Vielleicht wissen Kenner die Geschichte dahinter – aber auch, dass Kopien auf der Roseninsel im Starnberger See (Bayern) oder im Kolonistsky Park von St. Petersburg (Russland) stehen?
Die Autorin beschreibt Kleinigkeiten und Details, wie einen Einpersonen-Bunker vor einer Villa in Neubabelsberg oder die Leuchten-Formen-Vielfalt an den Straßen. Auch dass der Aldi-Supermarkt Am Tiefensee der einzige deutschlandweit ist, an dem man mit einem Boot anlegen kann. Oder was es mit den vereinzelten gusseisernen Schachtabdeckungen auf Bürgersteigen auf sich hat, die den Brandenburger Adler zeigen. Für diverse Interessen von Potsdamern, Ausflüglern und Touristen gibt es eine Reihe von Tipps für Bildungshungrige, Wanderlustige, Wassersportler oder Feinschmecker. Dem Café Heider als „Wohnzimmer der Stadt“ wird jedoch nur ein Satz gewidmet. Dafür erfährt man, dass die Tramlinie 96 diesen und viele andere interessante Orte verbindet.
Zudem erlebt der Leser den Wandel der Stadt. Das Sichtbare vervollständigen Daten zu früheren Bebauungen und Nutzungen. Etwa, dass auf dem Luftschiffhafen 1912 die größte Luftschiffhalle stand und dass Fluggäste früher ihre Tickets am backsteinernen Eingangstor kauften, durch das heute die Sportler zu ihren Trainings- und Wettkampfstätten gelangen. Hier hätte man sich noch mehr Hinweise auf die Spitzenausstattung des Geländes gewünscht, anstatt ein Abschweifen zu einer gewesenen Luftschiffhalle in der Lausitz.
Ein Detail fehlt beim historischen Wiederaufbau
Auch ist der kurze Ritt durch die Geschichte der Altstadt-Rekonstruktion interessant. Wer allerdings das Grundstück zum Wiederaufbau des Barberini kaufte, wird nicht aufgelöst. Der Name des heutigen Eigentümers, Hasso Plattner, fällt nur einmal im Zusammenhang mit dem Museum Das Minsk. Möglicherweise hatte das Lektorat zu sehr gekürzt, ohne auf Zusammenhänge zu achten.
Das Buch benötigt sicherlich wegen seiner Angaben zu Bus- und Straßenbahnverbindungen und Öffnungszeiten künftig Aktualisierungen. Jedoch wurde es mal wieder Zeit, nach all dem Wandel in der Stadt für einen völlig neuen Potsdam-Band dieser Reihe.
Kristina Offermann: 111 Orte in Potsdam, die man gesehen haben muss. Emons Verlag 2024, Broschur 240 Seiten. 18 Euro.
Unter allen bis 4. Dezember eingehenden E-Mails unter dem Stichwort „111 Orte - Online“ an redptm@moz.de verlost Blickpunkt ein Exemplar des Buches.