Viola Lehmann-Damm-Köhler sagt zur Pflege im Seniorenzentrum Dietrich Bonhoeffer in Zossen: "Ich habe keine Fragezeichen mehr in mir".
Eine geliebte Person zur Pflege in ein Heim abzugeben, ist kein einfacher Schritt. Auch die Zossenerin Viola Lehmann-Damm-Köhler hat es sich nicht leicht gemacht, als es um ihre Mutter ging, die zunehmend mit Demenz und zuletzt mit weiteren Krankheiten zu kämpfen hatte. Fast ein Jahr lang wurde sie im Evangelischen Seniorenzentrum Dietrich Bonhoeffer in Zossen gepflegt, bevor sie im Dezember verstarb. Rückblickend ist die 56-Jährige dankbar für all die Hilfe und Zuwendung, die ihre 83-jährige Mutter erfahren hat und die neuen Erfahrungen, die sie dort beide gemeinsam sammeln konnten. „Ich habe mich zu Anfang sehr schwergetan mit der Entscheidung“, berichtet die Zossenerin. „Aber ich habe keine Fragezeichen mehr in mir“, weiß sie nun sicher. Ausschlaggebend dafür, dass sie den Schritt nicht bereut hat, war die aufopferungsvolle Pflege ihrer Mutter, sagt die 56-Jährige. „Dafür möchte ich mich bei den Menschen hier bedanken.“
Während ihres Aufenthalts im Evangelischen Seniorenzentrum haben die Bewohner feste Bezugspersonen. Für die 84-Jährige war das Pflegehelferin Sylvaine Lochmann. „Sie war die wichtigste Person für meine Mutti“, sagt Viola Lehmann-Damm-Köhler. Schon seit 16 Jahren ist Lochmann in der Pflege beschäftigt und kann sich etwas anderes gar nicht vorstellen, berichtet sie. „Ich mache das gern für ältere Menschen, sie auf dem letzten Weg zu begleiten. Sie sind sehr dankbar, wenn man ihnen hilft.“ An ihrem Job liebt sie es auch, Bewohnern, die keine Angehörigen mehr haben, ein Zuhause zu schaffen.
Dass das gelingt, steht für Viola Lehmann-Damm-Köhler außer Frage. Verantwortlich dafür seien auch Lochmanns Kolleginnen und Kollegen Philip, Sebastian, Florian, Bärbel, Dörte, Jessi und Steffi sowie Leiterin Eva Noack gewesen. „Mutti hat sich hier wirklich wohlgefühlt. Ich bin jeden zweiten Tag vorbeigekommen und habe mit ihr Mittag gegessen. Wenn ich dann zur Arbeit musste und ihr Mittagsschlaf dran war, hat sie wegen ihrer Demenz gesagt, dass ich ,in meinen Konsum‘ fahre. Und ich war zufrieden und Mutti war zufrieden. Das war sehr schön“, erinnert sich die 56-Jährige.
Für das Heim hatte sie sich unter anderem entschieden, weil es direkt zwischen ihrem Wohnort Wünsdorf und ihrem Arbeitsort in Zossen liegt. „Und drüben im Betreuten Wohnen habe ich einen Freund, für den ich regelmäßig mit einkaufe“, sagt sie.
Schon seit einem Schlaganfall 2018 hatte sie ihre Mutter zu Hause gepflegt. Als im vorigen Januar noch ein epileptischer Anfall hinzukam, wollte sie ihre Mutter so gut wie möglich versorgt wissen. „Es war schwierig zu Hause. Die Demenz ist schleichend gekommen. Manchmal hat sie mir nicht die Tür aufgemacht. Aber das war die Krankheit. Wenn Mutti gute Tage hatte, hat sie mir mit Kleinigkeiten gezeigt, dass sie dankbar ist“, so Viola Lehmann-Damm-Köhler. Sich um ihre Mutter zu kümmern, sei für sie immer klar gewesen. „Ich bin so erzogen worden. Mutti hat meine Hand gehalten, als ich klein war. Also mache ich das auch zum Schluss. Ich war auch den ganzen Vormittag hier, als Mutti gestorben ist.“
Bis dahin habe es aber auch schöne Erinnerungen gegeben. „An ihrem Geburtstag im Juni haben sie Mutti hier die Haare schön gemacht. Ich habe sie nachmittags abgeholt und wir sind nach Neuhof zum Café im Wald gefahren“, erinnert sich die 56-Jährige. Diese gemeinsame Zeit habe sie genossen. „Ich wollte manchmal gar nicht so lange bleiben. Aber wenn es ein guter Tag war, haben wir gesessen und sie hat meine Hand gehalten. Dann bleibt man länger und genießt den Rest noch.“
Mit der Beerdigung hat die Zossenerin nun einen weiteren Abschluss gefunden. Jetzt steht Zeit für sich und die Trauer an. „Wichtig ist mir aber, dass ich mit mir im Reinen bin. Es war richtig, dass sie hier gepflegt wurde. Das war das Beste, was ihr passieren konnte.“