Der Südwestfriedhof Stahnsdorf birgt Geschichten zu vielen Themen und zieht Besucher aus unterschiedlichen Gründen an. Ein Grund sind die kulturellen Aktivitäten des Fördervereins.
Dieser Friedhof feiert das Leben – zu dem eben der Tod dazugehört. Auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf soll der Tod nicht das Ende bedeuten. Dafür sorgen seit 25 Jahren ein Förderverein und seine Mitstreiter durch den Erhalt der Grabmäler als Erinnerungsstätten und für Kultur-Veranstaltungen, um den Ort lebendig zu halten. „Kultur, ja das darf man hier“, sagt Olaf Ihlefeldt, Friedhofsleiter und Mitglied des Fördervereins.
Der Stahnsdorfer, der dort selbst einmal als Gärtner begann, meint, der Tod sei zwar schmerzvoll für die Hinterbliebenen, aber nicht so, dass sie nicht mehr auf den Friedhof wollen. Uwe Brückner kann das bestätigen: „Das ist ein Kindheitsort für mich.“ Seine Uroma und Großeltern liegen dort, deren Gräber er immer gern besucht: „Es ist ja ein schöner Ort“, findet er. Deshalb ist er wiederholt bei einer monatlichen Führung dabei und lobt Ihlefelds Schilderungen: „Wenn er erzählt, dann hängt man an seinen Lippen.“
„Es gibt viel zu erzählen, und am Ende haben wir noch nicht alles gesehen“, kündigt Ihlefeld zu Beginn des dreistündigen Rundgangs an. 206 Hektar ist das Areal groß, was es zu den größten europäischen Friedhöfen macht. Und es hat dazu eine Besonderheit, deren aufmerksame Betrachtung Stunden dauern würde: eine 1.000 Meter lange Reihe von 15.000 Gräbern. Sie wurden bis 1940 aus Berlin-Schöneberg umgebettet, um dort für die Nord-Süd-Achse der geplanten Reichshauptstadt Germania Platz zu schaffen.
„Das ist ein riesiges Pfund aus der Hochzeit der Friedhofskultur im 19. Jahrhundert, was wir dadurch hier haben“, ist Ihlefeldt begeistert. Denn den Stahnsdorfer Friedhof eröffnete der Magistrat von Berlin erst Anfang des 20. Jahrhunderts im Jahr 1909 als einen Zentralfriedhof für die auf fünf Millionen Einwohner angewachsene Reichshauptstadt. Sogar eine S-Bahn fuhr bis 1961 dort hin, um Hinterbliebene und nicht selten auch die Särge der ärmeren Bevölkerung dort hinzubringen.
Prominente fanden ihre letzte Ruhe in Stahnsdorf
„Das ist kein Prominentenfriedhof“, betont Ihlefeldt, auch wenn sich auf Steinen und 25 Mausoleen der bisher 120.000 Bestatteten die Namen von bekannten Künstlern, Industriellen, Politikern und Wissenschaftlern finden. „Aber es gibt auch den Grabstein einer Witwe, die allein ihre sechs Kinder durchbringen musste“, sagt Ihlefeldt.
Eine weitere Besonderheit brachten ebenfalls politische Verhältnisse: Dass der Südwestkirchhof wilde Romantik ausstrahlt, verdankt er dem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf hinter der Grenze zu Westberlin. Der Förderverein hilft seit 25 Jahren, den Verfall zu beseitigen.
An einem unscheinbaren, gut einen Meter hohem Granitfindling mit frisch vergoldeter Inschrift bleibt der Friedhofsleiter stehen: „Das ist ein Grabstein, der oft gesucht, aber schwer gefunden wird. Hier liegt Engelbert Humperdinck, der uns die Märchenoper Hänsel und Gretel schenkte.“ Nicht selten lädt dort die Kreismusikschule Potsdam-Mittelmark, die den Namen des Komponisten trägt, zu Aufführungen seiner Werke ein.
INFO Bahnhofstr. 2 in Stahnsdorf, geöffnet ist bis Ende September 7-20 Uhr, danach bis 18 Uhr. Sa 13-17, So und feiertags 10-17 Uhr verkauft der Förderverein Führer, Infomaterial und leiht kostenlose Audioguides aus. Am Sonnabend, dem 5. Juli 2025, um 11 und 14 Uhr sind die nächsten monatlichen Führungen. Alle weiteren kulturellen Veranstaltungen finden Interessierte online unter www.suedwestkirchhof.de