Die Behelfsbrücke am Bahnhof Zossen ist für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ein riesiges Hindernis.
Wegen des fehlenden Aufzugs für die Behelfsbrücke auf dem Zossener Bahnhof ist eine Petition an die Deutsche Bahn gestartet worden. Während der Bauphase müsse eine provisorische, aber voll barrierefreie Lösung - also eine Übergangsbrücke mit Aufzügen - errichtet werden. „Eine rein fußläufig erreichbare oder nur über Treppen erreichbare Lösung ist absolut unzureichend und diskriminiert Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Senioren, Eltern mit Kinderwagen sowie Fahrgäste mit schwerem Gepäck“, begründet der Zossener Holger Heinrich die Petition, die von ihm gestartet wurde. „Es ist nicht akzeptabel, dass eine vollständige Barrierefreiheit erst mit der Fertigstellung des neuen Tunnels erreicht wird.“ Die Deutsche Bahn sei als öffentliches Unternehmen schließlich verpflichtet, bestehende gesetzliche Vorgaben zur Barrierefreiheit einzuhalten.
Diese sei kein „Kann“, sondern ein „Muss“. „Sie ist ein verbrieftes Recht, das sich unter anderem aus Artikel 9 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ergibt, die Deutschland 2009 ratifiziert hat.“ Ziel dieser Konvention ist es, Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Dazu gehört insbesondere der Zugang zu öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen – einschließlich des öffentlichen Personennahverkehrs und der Bahnhöfe. Auch Übergangslösungen dürften diesem Anspruch nicht widersprechen.
Zossen als wachsende Stadt mit vielen Pendlern, älteren Menschen, Familien sowie Menschen mit Einschränkungen würde als Wohn- und Wirtschaftsstandort durch eine schlechte Verkehrsanbindung geschwächt werden. Das sei auch wirtschaftlich nicht vertretbar. Ein Ausschluss dieser Personengruppen vom Bahnverkehr über mehrere Monate oder gar Jahre widerspreche allen Grundsätzen von Inklusion und Gleichberechtigung. Der vorgeschlagene Ersatz über Busumfahrungen – etwa nach Wünsdorf oder Rangsdorf – sei zudem weder akzeptabel noch praktikabel. „Der vorhandene Busverkehr ist unzureichend: An Wochenenden verkehren manche Linien gar nicht oder nur sehr eingeschränkt. Umsteigezeiten und -wege sind erheblich verlängert und nicht barrierefrei gestaltet“, so Heinrich im Begründungstext.
Heinrich betont in der Petition, dass es egal sei, wer wann was möglicherweise falsch gemacht habe. „Wir wollen kein endloses Hin- und Herschieben von Schuldfragen. Unser Ziel ist es, gemeinsam pragmatische Lösungen für Zossen zu finden. Diese Petition soll ausdrücklich als Unterstützung für alle politischen Kräfte verstanden werden, die sich für die Verbesserung der Situation einsetzen. Wir zeigen mit dieser Petition, was dringend gemacht werden muss – nicht, worüber weiterhin gestritten werden sollte.“
Die Petition wurde innerhalb von zehn Tagen bereits mit mehr als 200 Unterschriften unterstützt. Wer mitmachen möchte, kann das auf bit.ly/zossenaufzug.