Blinde und sehende Freizeitsportler radeln nach Paris zu den Paralympics 2024 und werben dabei für mehr Miteinander.
Drei Tandems für Inklusion starteten am vergangenen Dienstag nach Paris. Die französische Hauptstadt erreichen die drei Teams aus jeweils einem sehenden und einem blinden Freizeitsportler voraussichtlich in 18 Tagen. Damit radeln sie rechtzeitig zur Eröffnung der Paralympics, der „Olympiade der Behinderten-Sportler“, am 28. August durch den Arc de Triomphe.
Auf den 1.200 Kilometern dazwischen, während 15 Tages-Etappen, wollen sie für mehr Miteinander zwischen Behinderten und Nichtbehinderten werben. Das gelang bereits am Start in Berlin. „Ich bin ganz gerührt“, sagt der Lenker, Ulrich Pebler, angesichts der vielen Zuschauer, die sie am Pariser Platz verabschiedet hatten. Auch sein Sportpartner, Thorsten Wolf, meint, dass ihm dabei sein Herz aufgegangen sei.
Tandem-Sport eignet sich für gemeinsame Aktivitäten
Ein Zeichen für Inklusion zu setzen, dafür ist das Tandem bestens geeignet: Vorn sitzt ein sehender Pilot, hinten ein blinder Co-Pilot. „Beide Teilnehmer leisten dasselbe, beide treten gleich viel“, betont Tour-Organisator Michael Zeidler. Vorbereitet hatten sie die Aktion in der Tandem-Gruppe vom Berliner Blinden- und Sehbehindertensportverein (BBSV). Die trainiert jeden Donnerstag im Berliner Grunewald, geht am Wochenende auf die 80-Kilometer-Distanz und einmal im Jahr auf eine 250 Kilometer lange Tour.
Bereits zu den Paralympics 2020 in Tokio wollte Jürgen Pansin nach Japan radeln. Die Visa für alle Transitländer waren bereits fertig und das damalige Team hatte zwei Jahre lang für die mehr als 10.000 Kilometer lange Strecke trainiert. Letztlich beendete der weltweite Corona-Lockdown das Vorhaben bereits in Warschau.
Doch trotz aller guten erneuten Vorbereitungen passierte auch diesmal ein Missgeschick: bereits an der Landesgrenze zu Brandenburg riss eine Kette. Aber auch die wurde gemeinsam repariert. So erreichten die sechs Männer Potsdam leicht verspätet und fuhren über Werder ans erste Tagesziel Brandenburg/Havel. Etwa 80 Kilometer am Tag und drei Ruhetage haben sie eingeplant.
Wenn sie im Zeitplan bleiben, haben sie sogar noch Gelegenheit, auf den Spuren des Erfinders der Blindenschrift, Louis Braille, zu wandeln – seinen Geburtsort Coupvray unweit der Metropole und seine Wirkungsstätten aufzusuchen. Ihre Tickets für die sportlichen Wettbewerbe haben sie sich auch bereits reserviert. Denn in Paris bleiben sie die Zuschauer.
INFO Die Teilnehmer finanzieren ihre Tour selbst und haben bereits mehr als 2.500 Euro von Unterstützern gesammelt. Die sechs Männer hoffen auf Spenden von insgesamt 6.600 Euro, um die Hälfte ihrer Tour zu finanzieren. Wer sich daran beteiligen möchte, kann das auf der Plattform Startnext tun.