Die Stadt Werder (Havel) fordert, dass die Lösung der Verkehrsprobleme in Zusammenarbeit aller Beteiligten erfolgen muss.
Seit einigen Tagen gibt es in Werders Innenstadt zunehmende Stauerscheinungen. Und es soll, wenn es nach der Autobahn GmbH des Bundes geht, noch schlimmer kommen: Die Zahl von aktuell zwei Autobahnbaustellen auf der A10 zwischen Dreieck Werder und Anschluss Leest soll sich im Sommer auf drei erhöhen. Die Stadt Werder (Havel) erfuhr das auf Anfrage bei der Pressestelle der Autobahn GmbH.
Aktuell läuft der Brückenneubau am Anschluss Groß Kreutz. Ohne, dass die Stadt darüber vonseiten der Autobahn GmbH informiert wurde, hat im Juni die Instandsetzung der Havelbrücke zwischen Phöben und Leest begonnen. Auf Nachfrage wurde der Stadt vergangene Woche mitgeteilt, dass im August auch noch die Fahrbahnsanierung zwischen dem Dreieck Werder und Groß Kreutz dazukommen soll. „Wir reden aktuell von zwei Großbaustellen auf neun Kilometern. Wir ersaufen in Werder jetzt schon im Umleitungsverkehr“, so Werders 1. Beigeordneter Christian Große. „Wenn jetzt noch eine dritte Baustelle hinzukommt, haben wir den Verkehrskollaps in der Stadt.“
Navigationssysteme führen Autofahrer bei Belastungen auf der A10 auf vermeintliche Abkürzungsstrecken durchs Stadtgebiet von Werder. Neben der B1 und der L90 sind das auch die Straßen Am Plessower See sowie die Margaretenstraße, die als Anliegerstraßen mit Tempo 30 ausbaut wurden. „Die ersten Borde sind durch den Schwerlastverkehr schon zertrümmert worden“, so Christian Große. „Ein Schülerverkehr ist eigentlich gar nicht mehr zu verantworten.“
Grundsätzlich sei zu begrüßen, dass die Autobahn GmbH die Infrastruktur pflegt und erhält. „Aber hier muss man ganz klar von einer unterirdischen Informationspolitik und einer saumäßigen Koordination sprechen“, so Christian Große. „Die Autobahn GmbH bewegt sich nach Gutsherrenart. Für die Stadt könnte das dazu führen, dass die geplante Sanierung des letzten Bauabschnittes der Eisenbahnstraße durch den Landesbetrieb Straßenwesen verschoben werden muss.“ Sie sollte in diesem Jahr beginnen.
Die Stadt Werder (Havel) hat die Autobahn GmbH aufgefordert, kurzfristig Hinweisschilder „Bei Stau auf der Autobahn bleiben“ aufzustellen. „Die Reaktion sagt alles: Die Autobahn GmbH erwartet nach dieser Vorgeschichte auch noch, dass wir die Kosten für Aufstellung und Wartung übernehmen“, so Christian Große. „Wir werden das dann natürlich gern mit unseren kaputten Borden verrechnen.“
Die Stadt hat die Autobahn GmbH außerdem darum gebeten, eine Teilsperrung des Anschlusses Phöben zu ermöglichen - was mit Verweis auf eine Stellungnahme der Polizei abgelehnt wurde. Ebenfalls abgelehnt wurde von Landesseite, die Straße Am Plessower See zum Schutz der Anliegerstraßen stadteinwärts zu sperren - da die Ampeln, vor allem im Stadtzentrum, bereits an der Auslastungsgrenze sind.
Christian Große hat sich nun an das Bundesverkehrsministerium gewandt. „Wir können auch von einem Unternehmen des Bundes erwarten, dass es unsere Stadt mit seinen Baustellen nicht ins komplette Chaos stürzt. Meine Forderung lautet deshalb: Die dritte Baustelle muss ausgesetzt werden, bis wir hier alle gemeinsam zu halbwegs machbaren Lösungen gekommen sind.“