Im Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wurde 2024 vieles ausgezeichnet, das das Leben auf dem Lande zu etwas Besonderem werden lässt.
Kein ÖPNV, keine Geschäfte, keine Kultur und auch sonst nichts los - Vorurteile zum Dorfleben gibt es vor allem in Großstädten zuhauf. Dass das weit von der Wahrheit entfernt ist, zeigen die Ergebnisse des Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2024. Die Jury traf dabei auf viele Beispiele, dass im Landkreis vor allem das Engagement der Menschen vor Ort ein wichtiger Standort- und Bleibefaktor ist. Im Ergebnis der Bewertungen hat diesmal Malterhausen aus der Gemeinde Niedergörsdorf den ersten Platz, Sperenberg aus der Gemeinde Am Mellensee den zweiten und Glau, das zur Stadt Trebbin gehört, den dritten Platz belegt.
Die Preisträger im Sonderwettbewerb
Im Rahmen des Wettbewerbes fand auch ein Sonderwettbewerb unter dem Motto „Einfach machen – Teltow-Fläming“ statt.
In der Kategorie „Förderung des bürgerschaftlichen Engagements mit dem Schwerpunkt erfolgreiche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“ wurde der Freundeskreis DAS HAUS e. V. aus Altes Lager ausgezeichnet. Gezielt wird dort der Austausch zwischen Älteren und Jugendlichen organisiert. Während die einen anhand ihrer Lebenserfahrung von ihrem „Glück“ zu berichten wissen, entdecken Jugendliche auf einmal ganz viele Parallelen. Ausgezeichnet wurde auch der Wettbewerbsbeitrag der Gemeinde Niedergörsdorf, Junioren in der Kommunalvertretung zu beteiligen. Dafür wurden erstmalig Juniorortsbeiräte und Juniorbeiräte mit jungen Leuten besetzt. Denen ist nicht nur Mobilität wichtig, sondern auch Themen wie Spielplatz- und Straßenbau, Radwegenetz, Jugendräumen oder Gemeinschaftsevents.
In der Kategorie „Förderung des bürgerschaftlichen Engagements mit dem Schwerpunkt Erhalt von kulturhistorisch Wertvollem“ erhielt das Museum Kummersdorf-Gut die meisten Punkte. Die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder pflegen eine Konversionsfläche, die sich auf insgesamt 7.700 Hektar erstreckt. Aus dem ursprünglichen Ziel, die Geschichte der Gemeinde und des dazugehörigen ehemaligen Heeresversuchsplatzes zu erforschen, ist eine Ausstellung mit mittlerweile internationalem Renommee geworden. Der Sperenberger Dorfbackofen wurde ebenfalls ausgezeichnet. Dort findet man sich mindestens dreimal im Jahr zusammen, um gemeinschaftlich der Lust am selbstgebackenen Brot zu frönen. Zudem hat sich der Platz rund um den Dorfbackofen auch zur gesellschaftlichen Mitte des Ortes entwickelt: als Platz zum Verweilen oder als passende Kulisse für den Weihnachtsmarkt.
In der Kategorie „Förderung des bürgerschaftlichen Engagements mit dem Schwerpunkt Bereitstellung von Serviceangeboten für die Dorfbewohner“ landete der Mehrgenerationenplatz Dornswalde auf dem ersten Platz. Der Dorfgemeinschaft Dornswalde e.V. hat mit Fördermitteln die Dorfmitte zu einem Begegnungsort entwickelt - samt Fitnessparcours mit behindertengerechten Zugängen. Den zweiten Platz gab es für die Einrichtung und Betrieb einer WhatsApp-Community „Malterhausen“. Von 365 Dorfbewohnern sind 123 darin organisiert. Die Community umfasst eine Gruppe „Nachbarschaftshilfe“, die aktiv wird, wenn der Hund entlaufen oder die Kühltruhe ausgefallen ist. Dazu gibt es weitere Gruppen, wie zum Beispiel die virtuelle Bücherboxgruppe und die ad-hoc-Gruppe zur Organisation von Veranstaltungen. Der Wettbewerbsbeitrag von Niedergörsdorf „aktiv miteinander“ landete auf dem dritten Platz. Die Niedergörsdorfer setzen durch die Mitwirkung aller Veranstaltungen um: etwa Dorffeste zur Förderung des Gemeinschaftsgefühls, Flohmärkte oder der begehbare Adventskalender. Ein wichtiger Anker ist das Fläminghaus, in dem rüstige Senioren mit dem benachbarten Kindergarten in engem Austausch stehen.
In der Kategorie „Belebung des ländlichen Tourismus“ wurde der Christkindlmarkt Schöna-Kolpien ausgezeichnet. Diesen gestalten die Einwohner des Doppeldorfes seit 21 Jahren. Einst ging es darum, die Sanierung der Dorfkirche in Schöna voranzubringen. Inzwischen ist diese und die Umwandlung in eine Kultur- und Begegnungsstätte abgeschlossen, doch der Weihnachtsmarkt ist geblieben.
In der Kategorie „Erhaltung historischer Bausubstanz“ wurde der Verein Volksbad Buckow mit einem Preis bedacht. Das 1920 erbaute Bad ist seit 2007 nicht mehr in Betrieb. Ein Förderverein widmet sich aber der denkmalhistorischen Pflege, treibt generationenübergreifende Aktionen voran und plant derzeit, den Schwimmbadlauf als große überregionale Aktion wiederzubeleben. Der Kulturkirche Beuthen e.V. hat nach einem Weg gesucht, wie man die Würde der Kirche in der Dorfmitte trotz Leerstand und schwindender Zahl von Gemeindemitgliedern erhält. Die Antwort wurde schon während der Sanierung der Kirche mit Planungen für Gottesdienste, Musik, Ausstellungen und Lesungen gefunden.
In der Kategorie „Unterstützung des nachhaltigen Wandels“ wurde der Naschgarten Schöneiche prämiert. Dafür ist in Schöneiche durch Urbarmachung des Gemeindegartens gewissermaßen eine „Allmende“ geschaffen worden - gemeinsam nutzbares Land, das von den Bewohnern des Ortes als Gemeinschaftseigentum genutzt werden konnte. Da der Garten zwischen Seniorenheim und Kindergarten liegt, wurden so auch generationenübergreifende Begegnungen und Austausch gefördert. Der zweite Platz ging in der Kategorie an den Kindersachenmarkt Schöna-Kolpien, der schrittweise vor allem durch die Eltern in der Gemeinde entwickelt wurde. Dabei werden Kinder als Helfer eingebunden und erfahren so, wie nachhaltige Verwendung erfolgen kann. Teile des Erlöses werden für die Anschaffung von Spielsachen und -geräten in Schöna-Kolpien verwendet.
All diese Beispiele zeigen, dass auf dem Dorf nicht nur etwas los sein kann, sondern dass dort durchaus auch Konzepte und Ideen entstehen, die selbst in Großstädten ihresgleichen suchen.